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Menschen, die nicht auf ihre Vorfahren zurückblicken, werden auch nicht an ihre Nachwelt denken.
Edmund Burke

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Willi zieht mit 17 Jahren in den Krieg! (Kapitel III.)

Ich schwöre zu Gott dem allwissenden und Allmächtigen einen leiblichen Eid, dass ich Seiner Majestät, dem Deutschen Kaiser Wilhelm dem Zweiten, meinem obersten Kriegsherren, in allen und jeden Vorfällen, zu Lande und zu Wasser, in Kriegs- und Friedenszeiten, und an welchen Orten es immer sei, treu und redlich dienen, Allerhöchstdero Nutzen und Bestes fördern, Schaden und Nachteil aber abwenden, die mir vorgelesenen Kriegsartikel und die mir erteilten Vorschriften und Befehle genau befolgen und mich so betragen will, wie es einem rechtschaffenen, unverzagten, pflicht- und ehrliebenden Soldaten eignet und gebühret. So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum und sein heiliges Evangelium!

Diesen Schwur hatte mein Großvater Wilhelm Nixdorf 1914 (nach erfolgreich abgeschlossener Lehre zum Konditor in Berlin) auch geleistet, als er sich mit 17 Jahren freiwillig ins Deutsche Heer begab. Was ihn dazu bewegte, ist leicht zu erraten. Willi war jung! Und daher wirkte die Metropole in vollem Maße auf ihn ein. Kaiserparaden, Varieté, verklärte Romantik und nicht zuletzt die allgegenwärtige Kriegspropaganda ließen das Gefühl in ihm reifen, dass der Deutsche in alter preußischer Tradition säbelrasselnd und von fröhlicher Marschmusik begleitet wieder einmal in andere Länder ziehen "musste", um das eigene Land auszudehnen, den Besitz zu mehren und sich am Eigentum fremder Völker zu vergreifen.

Dabei war es nicht der Kaiser allein, sondern vor allem das erstarkende Bürgertum und die dazugehörigen perfekten Untertanen, die am liebsten die ganze Welt erobern wollten, weil sie doch viel zu spät gekommen waren durch die lange Zeit der vorherrschenden Kleinstaaterei, während sich die Nationalstaaten England und Frankreich längst zu führenden Industrienationen entwickelt hatten.

Die industrielle Revolution hat keinen Stein auf dem anderen gelassen. Sie hat alle altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen aufgelöst, alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige entweiht. (Marx) Die Figur des Bourgeois spielt in vielen Werken der Weltliteratur eine Hauptrolle, so bei Goethe, Thomas und Heinrich Mann, Dickens, Balzac und Defoe. Die Situation der Fabrikarbeiter wird insbesondere im Roman "Der Untertan" von Heinrich Mann beschrieben.

Willi gehörte indes nicht zur Arbeiterschaft und hatte als gutsituierter Bürgerlicher auch keinen Kontakt zu diesen Gruppen. Konservativ durch und durch ließ er sich daher ideologisch verblendet die Scheuklappen aufsetzen. Erst durch die gemachten Erfahrungen im Feld und durch das spätere Auftreten seiner Verwandschaft gegenüber seiner Frau konnte er sich von der politischen Kurzsichtigkeit befreien.

Dem Kaiser treu ergeben und daher bereit für große Heldentaten und Abenteuer in "fernen" Ländern

Fällt es jemandem auf? Das Gelöbnis "Für Kaiser, Gott und Vaterland" beinhaltet nicht einmal das Wort "Volk"! Stattdessen hat das Volk hüben wie drüben nur jenen zu dienen, die nicht dem Volke dienen, sondern nur sich selbst! Und der Kaiser steht im Gelöbnis von der Reihenfolge her betrachtet sogar über Gott! Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Und während der Pfaffe den Landsern im Schützengraben "Helm ab zum Gebet" befiehlt, um vom "Obersten Wesen" den Sieg zu erflehen, tun's die Franzmänner einen Steinwurf weit entfernt ebenso. Und nach dem Gebet schießen sie sich im Namen des Herrn gegenseitig tot, ohne sich zu kennen! Und Gott sieht zu!

Willi Nixdorf in der Kaserne (4.v.l.) und in Frankreich in einem eroberten Dorf (1.v.r.)

Immer wieder das gleiche Marschlied der "Heldennationen"

Als wir Kinder waren, hatte selbst mein Vater (1936-2024) noch ein Leuchten in den Augen, wenn er uns die alten Kriegsgeschichten von Opa Willi erzählte, der bereits drei Jahre vor meiner Geburt verstarb. Denn auch er war in der Kindheit wie alle zu seiner Zeit durch das NS-Regime stark beeinflusst worden. Begriffe wie Heldenkampf, Aufopferung, deutsche Härte, blinder Gehorsam etc. wurden in der Schule, in den Organisationen (Hitlerjugend, Jungvolk, ...) und allseits in den Medien benutzt, um das Kanonenfutter kriegswillig zu machen. Rätselhafterweise funktioniert das immer wieder!

Wie viel davon übrig blieb, lässt sich nachschlagen. Es hat sich jedenfalls - wie immer in solchen Systemen - genügend Material an Menschen gefunden und nicht nur die Rüstungskonzerne hat es reich gemacht! Gespenster am Toten Mann beschreibt zum einen absolut realistisch die Zeit, die Dieters Vater Willi in Verdun erlebt hat, zum anderen ist die Lektüre durchsetzt mit rassistischem Gedankengut. Gerade deswegen ist sie aber authentisch!

Der Krieg kennt keine wahren Helden, sondern nur Opfer und Täter!

Als Adolf an die Macht kam, wusste Willi jedenfalls schon im voraus, wie es enden wird. Während die Masse wieder "Hurra" und "Heil" grölten, trat er aus dem "Stahlhelm" aus, was bei den alten Kameraden schon als Schandtat galt. Ganz entziehen konnte er sich dem System allerdings nicht, denn von den drei Söhnen war besonders der Älteste in diesem gefangen. Dieser wurde noch in Ratibor geboren und unterlag somit stark dem Einfluss seiner Großeltern.

Auch er war später in einem anderen Krieg an der Westfront, geriet dort in Gefangenschaft und floh aus dieser zu Fuß. Zuhause in Bützow bei Nacht und Nebel angekommen, versteckten ihn seine Eltern in einem "Zimmer" auf dem Dachboden, vor dessen Tür sie einen Schrank schoben. Als der Krieg aus war, meldete er sich in der Kommandantur.

Die Zeit nach dem I. Weltkrieg, wie Willi und seine spätere Frau Katharina sie erlebt haben, füllt ein anderes Kapitel. Nachdem Deutschland besiegt wurde, gab es kein Staatsoberhaupt und keine Verfassung. Extremismus, Separatismus und Inflation prägten die Weimarer Republik nach dem Ende der Monarchie und des dt. Kaiserreichs.

Quellenangabe:


Bildleiste unten LeMO/ Wikipedia

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