Unsere Geburtsstadt Bützow an der Warnow im Herzen von Mecklenburg

Die deutsche Stadt Bützow entwickelte sich aus einer vorab bereits bestehenden slawischen Siedlung im Zusammenhang mit der Eroberung und Christianisierung des Landes durch Heinrich den Löwen heraus, der sich ab 1147 an dem durch den Papst Eugen III. und Bernhard von Clairvaux ausgerufenen Slawenfeldzug zur Christianisierung der nord- und ostelbischen Slawenstämme beteiligte bzw. diesen Feldzug selbst anführte. Ab 1171 wurde der Burgward Butissowe bzw. Butessowe öfter genannt und ab 1229 hieß es dann verkürzt Buszowe oder Butzow (später Bützow). Neben Waren (Müritz), Gnoien und anderen Siedlungsplätzen wird Bützow bereits um 150 n. Chr. von Claudius Ptolemäus als Bunitium erwähnt.

Die Siedlung im Ursprung

Eine Siedlung, auch Ansiedlung, Ort oder Ortschaft, ist ein geographischer Ort, an dem sich Menschen niedergelassen haben und zum Zwecke des Wohnens und Arbeitens zusammen leben. Der Begriff Siedlung bezieht sich in der Regel auf sesshafte Lebensformen, d. h. auf dauerhaftes, zumindest langfristiges Wohnen in Gebäuden. In diesem Fall spricht man auch davon, dass Menschen an einem Ort oder in einer Region siedeln oder sich dort ansiedeln (siehe auch Siedler). Siedlungen können sehr unterschiedliche Ausmaße haben, vom Einsiedlerhof über Dörfer bis zum Ballungsraum mit mehreren Millionen Einwohnern. Siedlungen und Orte haben meist einen eigenen Siedlungsnamen (Ortsname, Oikonym).

Vor dem Siedeln kam das Roden

Schon die Jäger und Sammler der mittleren Steinzeit nahmen Einfluss auf den sie umgebenden Wald, der im damaligen Gebiet prägend war, indem sie ihn regelmäßig abbrannten. So verschafften sie einerseits dem Wild und indirekt sich selbst Nahrung und beseitigten zum anderen das bei der Jagd störende Unterholz. Der Wald lieferte den damaligen Bewohnern fast alles, was sie zum Leben benötigten. Allmählich setzte sich in Mecklenburg die produzierende Wirtschaftsform der Jungsteinzeit durch. Die an der Küste lebenden Bevölkerungsgruppen begannen, neben der Jagd und dem Sammeln von Wildpflanzen auch Viehzucht (Schaf, Ziege, Schwein) und Ackerbau zu betreiben. In der Trichterbecherkultur gab es bereits Pflüge. Die anfänglichen Felder bildeten jedoch nur kleine gerodete Lichtungen in den ausgedehnten Waldflächen. Während in Süddeutschland die Jagd nach Einführung von Ackerbau und Viehzucht meist nur noch zum Schutz des Menschen und seiner Felder durchgeführt wurde, existierten in Norddeutschland noch weitgehend jägerische Gruppen und auch bei den sesshaft gewordenen Ackerbauern spielte die Jagd und das Sammeln von Wildpflanzen weiterhin eine wichtige Rolle.

Im 4. und 5. Jh. wanderten die seit der Eisenzeit ansässigen Germanen, meist Semnonen, Langobarden, Angeln und Sachsen - bedingt durch den Einfall der Hunnen im Osten - aus ihrem angestammten Gebiet ab (Völkerwanderung), so dass das Land um 500 u. Z. fast menschenleer war. Im Anschluss ließen sich westslawische Stämme im Raum Mecklenburg nieder, welche die Kultur des Landes stark beeinflussten. Seit dem späten 6. und vor allem im 7. Jahrhundert wanderten die Slawen in oben genannte Gebiete der Germania Slavica ein. Dabei wurden in der Zeit um 600 und in der ersten Hälfte des 7. Jh. zunächst die Gebiete entlang der Elbe und unteren Saale aufgesiedelt. Ab dem Ende des 7. und verstärkt im 8. Jh. erfolgte dann die Besiedlung der nördlich davon liegenden Regionen bis zur Ostsee.

Die Waldnutzung der Slawen

Außer Laubheu für das Vieh entnahmen die Slawen dem Wald auch Nahrungsmittel (Haselnuss, Himbeere, Brombeere, Kratzbeere, Holunder, Schlehen). Baumrinde und Eicheln dienten anscheinend als Notnahrung. Aus dem im Frühjahr abgezapften Saft der Birken wurde ein leicht alkoholisches Getränk hergestellt. Pflanzen wie Dill, Sellerie, Koriander, Hopfen, Wacholder, Salbei und Senf könnten sowohl als Heilmittel wie als Gewürz verwendet worden sein.

Weitere interessante Details über die Arbeits- und Lebensbedingungen, die Kultur und die Bauweise der Slawen in Mecklenburg lassen sich im Archäologischen Freilichtmuseum in Groß Raden erforschen. In der Nähe von Sternberg gelegen, bietet es dem Besucher neben einer komplett freigelegten slawischen Burganlage den Reiz mecklenburgischer Seenlandschaft.

Zu einer Herausbildung von "Stämmen" und "Stammesverbänden" (Ethnogenese) kam es erst in Folge der Landnahme in den neu erschlossenen Siedlungsräumen. Einen Höhepunkt der westslawischen Entwicklungsgeschichte stellt die frühe "Staatsbildung" der Obodriten im Raum des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs im 11. Jahrhundert dar. Mit Dänen und Deutschen kämpften die Slawen um die Vorherrschaft im südlichen Ostseeraum und unterlagen schließlich.

Von der Siedlung zur Stadt

Wann kann man eine Siedlung als Stadt bezeichnen? Die Antwort auf diese Frage ist in der Forschung umstritten. Es gilt aber als sicher, dass Städte in der Regel dort gegründet wurden, wo vorab bereits Handelsstationen an zentralen Verkehrspunkten bestanden. Den Ursprung sogenannter Dingstätten (Versammlungsorte) bildeten neutrale Gebiete zwischen den einzelnen Stämmen, die für Feste, religiöse Kulthandlungen, den Austausch von Informationen und Gegenständen errichtet wurden. Mit dem Beginn von Viehzucht und Ackerbau - also nach der Sesshaftwerdung - gewannen gemachte Erfahrungen bezüglich der Aussaat und Ernte an Bedeutung und Kultstätten wurden geschaffen, in denen die Sommer- und Wintersonnenwende berechnet bzw. abgelesen werden konnte.

Um den Wandel von der Siedlung zur Stadt zu verstehen, kann man vergleichsweise die Geschichte der Waräger betrachten. Seit dem 8. Jahrhundert - also zur Zeit Karl des Großen und des Frankenreichs um 750 - fuhren skandinavische Fernhändler (Waräger) die Flüsse Dnepr und Don entlang auf dem Weg ins Byzantinische Reich. Um 750 gründeten sie die erste Siedlung in Ladoga. In skandinavischen Texten und Runensteinen wird das Gebiet als Gardarike (Reich der Burgen) bezeichnet. Das Gebiet wurde in dieser Zeit von slawischen, finno-ugrischen und baltischen Stämmen bewohnt. Entlang des Weges von den Warägern zu den Griechen bildete sich eine Handelskette zwischen Ostseeraum, Schwarzem Meer und Bosporus. Dieses Gebiet wurde unter der Herrschaft der Rurikiden und des namensgebenden Stammes Rus vereinigt. garðar ist das germanische Wort für Burg, umzäuntes Gelände. Zur üblichen slawischen Übersetzung grad für Burg (urslawisch: gordъ, altslawisch: gradъ) besteht keine unmittelbare Verbindung, beide gehen aber auf dieselbe, sehr verbreitete urindoeuropäische Wurzel zurück. riki bedeutete Reich. garðariki bedeutete Reich der Burgen.

So wird als ein Kennzeichen der Stadt häufig die Ummauerung, also ihr Festungscharakter, angesehen. Die Ansässigkeit von Handel und Gewerbe sowie das Vorhandensein eines Marktes gelten zudem als städtische Merkmale. Die zentralörtliche Funktion wird in diesem Zusammenhang als ein weiteres Charakteristikum genannt. Des weiteren wird die Stadt als besonderer Rechtsbezirk identifiziert, der gekennzeichnet war durch ein eigenes Recht und eine eigene Verfassung, durch den Stadtfrieden und die Stadtfreiheit. In diesem Sinne bildete sich die Stadt erst durch die Privilegierungen der Könige und Stadtherren ab dem beginnenden 12. Jahrhundert heraus.

Bützow im Mittelalter - die Entwicklung von der slawischen Siedlung zur deutschen Stadt

1171 wurde die slawische Burg (castrum Butissowe) im Land Bützow (Terra Butissowe) erwähnt. Um 1180 wurde Bützow unter Bischof Berno bischöfliche Residenz und von 1229 stammt eine erste Urkunde des Bischofs. Vermutlich ab 1229 erfolgte die planmäßige Anlage als deutsche Stadt, die 1236 das Stadtrecht erhielt. Sie befand sich im Besitz der Bischöfe von Schwerin. 1239 war sie Hauptresidenz des Bistums Schwerin. 1248 wurde das Kollegiatstift der Stadtkirche St. Elisabeth gegründet. Die Stiftslandtage fanden in Bützow statt. 1263 begann der Bau der Befestigung und der Burg. Ab 1270 ist hier ein Archidiakonat. 1468 wurde das Kloster Bethlehem für die Schwestern vom gemeinsamen Leben vor dem Rostocker Tor gegründet und während der Reformation in das Raths-Armenhaus umgewandelt. 1540 wurde das Hochstift Schwerin säkularisiert. Bützow gelangte an die Herzöge zu Mecklenburg. 1556 wurde der Neubau des Schlosses Bützow vollendet.

Nordwestlich der Altstadt von Bützow (Landkreis Rostock) liegen die überbauten Überreste einer slawischen Burganlage. Das Bodendenkmal wird auch als „Hopfenwall“ bezeichnet (Fundplatz: Bützow 1). Es handelt sich um einen etwa 7 m hohen Horst in heutiger Halbinsellage, der einen kreisrunden Durchmesser von noch 60 bis 65 m erreicht. Der Wasserspiegel des Bützower Sees und der Warnow wurde zur Urbarmachung in früherer Zeit abgesenkt. Die slawische Burg lag ursprünglich in Seerandlage oder stellte eine ufernahe Inselburg dar. Vermutlich geht diese kleine Burg schon auf die mittelslawische Zeit des 10. Jahrhunderts zurück und war der Sitz einer lokalen Herrschaft im Stammesgebiet der Warnower. Oberflächenfunde vom Burgareal erbrachten allerdings überwiegend spätslawische (Typ: Bobzin, Teterow) und frühdeutsche Keramikscherben. Zu den weiteren Funden gehörten Spinnwirtel, Ziegelschutt und Reste eines Knochenkammes.

Im Jahr 1981 kam es zu Tiefbauarbeiten südöstlich des Burgwalls, bei denen Pfähle eines hölzernen Bohlenweges oder einer Holzbrücke beobachtet wurden (Fundplatz: Bützow 4). In der Neuzeit wurde ein Erddamm errichtet, der zum alten Burgareal führte. Der Burgwall Bützow „Hopfenwall“ wurde erstmals im Jahre 1171 als „castrum Butissowe“ erwähnt und wurde nach der Unterwerfung der Slawen zur Residenz der Bischöfe von Schwerin. Die alte slawische Burg wurde kurz darauf als frühdeutsche Burg mit Steinmauern ausgebaut. Aus der ehemaligen slawischen Vorburgsiedlung entwickelte sich die heutige Altstadt von Bützow. Heute führt die Strasse „Am Hopfenwall“ zum ehemaligen Burgareal, dass in der Neuzeit mit Häusern und Gartenanlagen überbaut wurde.

Etwa 1,3 Kilometer südlich der Stiftskirche von Bützow (Landkreis: Rostock) liegen die Überreste einer vermutlich zweigliedrigen Niederungsburg. Das slawische Bodendenkmal (Fundplatz: Bützow 5) wird auch als "Judendamm" bezeichnet. Es handelt sich um ein bis zu 1,5 ha großes Burgareal am Ostufer der Warnow, das bis heute landwirtschaftlich genutzt wird. Im modernen Laserscanbild ist die ehemalige Burgform noch deutlich zu erkennen. Demnach bestand die Befestigung aus einer leicht viereckförmigen Vorburg und einem im Nordosten anschließenden Hauptburgwall. Leider wurden die Südwestwälle der Vor- und Hauptburg infolge der landwirtschaftlichen Nutzung völlig abgetragen, sodass man heute den Eindruck hat, es handelte sich um eine eingliedrige Niederungsburg. Meines Erachtens war es aber eher eine zweigliedrige Burgsiedlung.

Die ovale, bis leicht viereckförmige Hauptburg hatte einen Außendurchmesser von bis zu 80 m und wurde von einer gut 120 m langen Vorburgbefestigung geschützt. Ob die Vorburg auch zur Warnowseite eine Wallkonstruktion besaß, ist zu vermuten. Insgesamt erreicht die Burgsiedlung einen maximalen Gesamtdurchmesser von bis zu 200 m (SW-NO). Die slawischen Erbauer errichteten den im Endstadium zweigliedrigen Burgwall auf einer leicht erhöhten Talsandfläche, die unmittelbar östlich einer natürlichen Warnowschlinge lag. Um die Fortifikation verlief ein noch heute wasserführender Außengraben, der mit der Warnow künstlich verbunden wurde. Bisher fanden noch keine modernen Ausgrabungen am Bodendenkmal statt, sodass die zeitliche Einordnung noch schwierig ist. Im Jahre 1850 wurde der Burgwall Bützow "Judendamm" von Friedrich Seidel erstmals in den Mecklenburgischen Jahrbüchern erwähnt. Er beschrieb die Überreste damals als "...zwei Wälle, die halbrund sind und einen verschobenen Kreis bilden". Sie sollen jeweils 200 Schritte lang gewesen sein und lagen auf halben Wege nach Vierburg. Die Burg hatte eine ganz ähnliche Lagesituation wie der etwa 9 Kilometer weiter nordöstlich liegende Burgwall von Werle "Werleburg". Auch die überwiegend spätslawische "Werleburg" (Hauptburg des Obodritenherrschers Niklot) war im Endstadium zweigliedrig und lag unmittelbar am Ostufer der Warnow. Die "Werleburg" war mit bis zu 3 ha Ausdehnung allerdings deutlich größer. Ob der Burgwall Bützow "Judendamm" eine mittel- oder spätslawische Burgsiedlung am Fluss Warnow war, kann nur durch die moderne Archäologie abschließend geklärt werden.

Am östlichen Stadtrand von Bützow (Landkreis Rostock) liegen die stark verschliffenen Überreste einer bisher undatierten Niederungsburg. Dass in der Warnowniederung liegende Bodendenkmal wird auch als "Burgwall Kattenburg" bezeichnet (Fundplatz: Bützow 6). Auf Luftbildern und im modernen Laserscanbild sind noch deutlich die Überreste eines ovalförmigen Ringwalls zu erkennen, der eine Ausdehnung von etwa 150 x 125 m erreicht. Da bisher noch keine modernen Ausgrabungen vor Ort stattgefunden haben, muss die zeitliche Einordnung reine Spekulation bleiben. Es könnte sich um eine frühslawische Vorgängerburg des etwa 1,2 Kilometer weiter östlich liegenden mittel- bis spätslawischen Burgwalls Bützow „Hopfenwall“ gehandelt haben. Es ist aber auch möglich, dass es sich um eine spätslawische Nachfolgeburg des mittelslawischen „Hopfenwalles“ handelte. Der große Niederungsburgwall Kattenburg lag ursprünglich auf einer flachen Talsandinsel, nahe des Zusammenflusses von Warnow und Nebel. (Quelle: https://slawenburgen.hpage.com/mecklenburg-vorpommern/mecklenburg-vorpommern-a-m.html#buetzow)

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